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Digitalisierung in der Bildung und Sonderpädagogik: zwei neue Berichte

Das Bildungsmonitoring dient der fortlaufenden Aktualisierung von Daten und wissenschaftlichen Kenntnissen über das schweizerische Bildungssystem. Diese werden den an der Erarbeitung der Bildungspolitik beteiligten Institutionen auf Bundes- und Kantonsebene sowie den Akteuren der Forschung zur Verfügung gestellt. Der Bildungsbericht, der seit 2010 alle vier Jahre erscheint, hat sich als Referenzdokument im Zentrum dieses Prozesses etabliert. Da er nicht vertieft auf alle Themen eingehen kann, haben das SBFI und die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) zwei ergänzende Berichte in Auftrag gegeben: einen zum Thema Digitalisierung und einen zum Thema Sonderpädagogik. Beide wurden Ende dieses Sommers in elektronischer Form veröffentlicht.

Der digitale Wandel des Bildungssystems ist Chance und Herausforderung zugleich. Bund, Kantone und Gemeinden sind sich der Schwierigkeiten bewusst und haben deswegen ihre Bemühungen in den vergangenen Jahren auf allen Bildungsstufen verstärkt. Zusätzlich beschleunigt wurde die Digitalisierung durch die Coronakrise. Damit das Schweizer Bildungssystem gezielt digitalisiert werden kann, ist es deshalb wichtig, dass sich die zuständigen Behörden bei ihren Entscheiden auf verlässliche und wissenschaftlich fundierte Daten stützen können.

Bericht zur Digitalisierung
Der von der Fachagentur Educa verfasste Bericht über die Digitalisierung in der Bildung nimmt erstmals eine Gesamtschau der Forschungsliteratur vor und beleuchtet den aktuellen Stand der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT). Ausserdem gibt er Auskunft über die digitalen Kompetenzen der wichtigsten betroffenen Akteure, präzisiert die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Bildungswesen und ermittelt den Bedarf an Forschung und Statistik.

Der Bericht zeigt beispielsweise auf, dass die Nutzung digitaler Ressourcen in Unterricht und Lehre in den letzten Jahren konstant zugenommen hat. So hat sich die Anzahl Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I, die das Internet an einem normalen Wochentag gar nicht für schulbezogene Zwecke nutzen, zwischen 2012 und 2018 fast halbiert. Gleichzeitig haben sich die Unterschiede zwischen den Schulen in Bezug auf die Ausstattung mit digitalen Endgeräten und die «digitale Schulkultur» vergrössert. Was die Wirksamkeit digitaler Lernressourcen angeht, weist der Bericht beispielsweise darauf hin, dass der Einsatz solcher Ressourcen Lernprozesse und Lernleistungen beschleunigen und verbessern kann. Dies gilt insbesondere für das eigenständige Lernen. Aufgrund fehlender Studien zur Wirkung digitaler Ressourcen auf den Lernerfolg und des Mangels an verlässlichen Informationen zu den Aufwendungen der Schulen, Gemeinden und Kantone für diese Ressourcen ist es schwierig, Aussagen zu ihrer Effizienz zu machen.

Am Ende des Berichts werden Entwicklungsansätze für die Integration digitaler Technologien und Ressourcen in Schule und Unterricht sowie für die Verbesserung des Monitorings im Bereich Digitalisierung beschrieben.

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Bericht Sonderpädagogik
Der Bericht über die Sonderpädagogik in der Schweiz wurde bei Beatrice Kronenberg in Auftrag gegeben, die als frühere Direktorin des Schweizer Zentrums für Heil- und Sonderpädagogik von 2004 bis 2017 grosse Erfahrung mitbringt. Ab 2004 kam es in diesem Bereich zu grundlegenden Änderungen, namentlich mit dem Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen (BehiG) und der Förderung der schulischen Integration von Kindern mit Behinderungen.

Der Bericht beschreibt die Angebote für Personen mit besonderem Bildungsbedarf und befasst sich auch mit der Ausbildung von Fachleuten im Bereich Sonderpädagogik. Er deckt die rechtlichen und finanziellen Aspekte ab, gibt einen Überblick zum Forschungsstand und nutzt die vom Bundesamt für Statistik auf nationaler Ebene erhobenen Daten, insbesondere jene für die obligatorische Schule seit dem Jahr 2017/2018. Untersucht wurden alle Bildungsstufen, von der frühen Kindheit bis zur Weiterbildung.

In der obligatorischen Schule bestehen zwei Systeme der integrativen und der separativen Schulung nebeneinander. Die Autorin erwähnt insbesondere die Risiken von Lehrplananpassungen, die im Zeugnis vermerkt werden und damit die beruflichen Möglichkeiten einschränken können. Die Massnahme des Nachteilsausgleichs hingegen hinterlässt im Zeugnis keine Spuren.

Auf nachobligatorischer Stufe können die Bildungsziele nicht angepasst werden, diese richten sich nach den standardisierten und «geschützten» Bildungsabschlüssen. Es stehen jedoch oft Instrumente der Unterstützung und des Nachteilsausgleichs zur Verfügung, insbesondere in der Berufsbildung (Case Management, fachkundige individuelle Begleitung). Der Bericht befasst sich überdies mit der Integration von Personen mit einer besonderen Bildungslaufbahn in den Arbeitsmarkt.

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Neue Daten
Die beiden Berichte werden künftig zweifellos Verbesserungen des Bildungssystems ermöglichen. Gemäss der Logik des Bildungsmonitorings werden sie aber auch dazu beitragen, neue Daten zu erheben und aufkommenden Fragen nachzugehen. Beispielsweise in Bezug auf die Grundkompetenzen im Leseverständnis wird ein besonderer Bildungsbedarf bei Schulkindern häufig nicht erkannt und führt somit nicht zu entsprechenden Unterstützungsmassnahmen. Mehr Forschung in diesem Bereich wäre zu begrüssen.

Im Bereich der Digitalisierung stellen sich Fragen in Bezug auf die institutionell unterstützte Vermittlung digitaler Kompetenzen: Die institutionalisierte Vermittlung ist zentral, damit alle Kinder und Jugendlichen dieselben Chancen erhalten, diese Kompetenzen zu erwerben. Diesbezüglich unterstreicht der Bericht über die Digitalisierung, dass es nützlich wäre, die bereits geplante Entwicklung eines schweizweit gültigen Kompetenzrahmens voranzutreiben. Für die obligatorische Schule ist die Erarbeitung eines gemeinsamen Rahmens für digitale Kompetenzen von Schulen sowie von Schülerinnen und Schülern als Teil der Massnahmenplanung zur Digitalisierungsstrategie der EDK vorgesehen. Auch für die berufliche und die gymnasiale Bildung sind Bestrebungen im Hinblick auf eine Vereinheitlichung und eine Stärkung der digitalen Kompetenzen, die im Bildungssystem vermittelt werden sollen, im Gange.

Digitale Unterstützung
Gemeinsam ist den beiden Berichten zur Sonderpädagogik und zur Digitalisierung nicht nur, dass sie beide für das Bildungsmonitoring relevante Themen behandeln. Der Bericht über die Sonderpädagogik widmet sich auch der Digitalisierung. Er zeigt auf, dass die Digitalisierung für Menschen mit besonderem Bildungsbedarf oder Personen, die beim Zugang zum Arbeitsmarkt Unterstützung benötigen, eine noch grössere Herausforderung sein kann. Es gibt jedoch zahlreiche digitalisierte Hilfsmittel, die Menschen mit Behinderungen helfen. Das Paradebeispiel hierfür liefert der Physiker Stephen Hawkins.

Digitalisierung in der Bildung und Sonderpädagogik: zwei neue Berichte Digitalisierung in der Bildung und Sonderpädagogik: zwei neue Berichte
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